Heute melde ich mich zu einem der letzten Posts in der Reha-Phase.
Etwa zwei Wochen lang gab es keinen Post – das liegt ganz einfach daran, dass ich mich derzeit (endlich!) in einer Phase befinde, in der man nicht mehr täglich an die Verletzung denkt.
Die Übungen sind dieselben: sechs Tage die Woche bin ich beim Sport. Jeden zweiten Tag gehe ich ins Fitnessstudio (seit Neuestem endlich wieder mit Beintraining), an den übrigen Tagen mache ich die Physio-Übungen zu Hause. Die Kraft wächst stetig. Übungen, die anfangs sehr schwer auszuführen waren, bei denen man sich dachte „WTF – wie soll ich das jemals schaffen?“, gehen inzwischen leicht von der Hand. Andere – vor allem neue – wiederum sind sehr schwer. Es ist ein ewiger Kreislauf, der sich noch lange hinziehen wird, bis man wieder zu 100 % zurückkommt.
Wer aber am Ball bleibt und fleißig die Übungen macht, geht letztendlich als Gewinner vom Platz.
In diesem Zusammenhang möchte ich auf den Punkt Individualität bzw. den Satz „Bei jedem ist es anders“ / „Bei jedem ist der Weg individuell“ eingehen.
Ich habe diese Aussage am Anfang besonders gehasst und sehr ungern gehört.
Gerade zu Beginn der Verletzung möchte man natürlich wissen, wann wieder XYZ möglich ist. Ich konnte nicht verstehen, wieso sich der Aufbau der Physiotherapie bei mir von anderen unterscheidet. Immerhin gibt es nur eine Handvoll OP-Möglichkeiten. Wenn ich also in Bezug auf meine Beine durchschnittlich bin – warum ist meine Heilung dann nicht auch durchschnittlich?
Inzwischen bin ich auf den Trichter gekommen:
Ein Faktor, den viele nicht bedenken, ist der Faktor Arbeit.
Wieviel Physio-Training bringe ich auf, um ASAP wieder fit zu werden?
Das ist nur ein kleiner Faktor neben einem riesigen Sammelsurium an Einflüssen, die uns letztlich doch einzigartig machen:
- Wie fit war ich vorher?
- Wie stark waren meine Beine vorher?
- Wie viel Zeit will ich investieren?
- Welche Komplikationen gibt es bei mir?
- Wie bin ich grundsätzlich psychisch eingestellt? Wie stark ist mein Mindset?
- Und vieles, vieles mehr.
- Viele Fragen, Ergebnisse und Erfolge bilden sich erst während der Reha-Phase aus.
Für mich waren die ersten 10–14 Tage nach der OP richtig beschissen.
Sich einzugestehen, dass der Sommer quasi gelaufen ist, glich für mich fast einem Urteil – als müsste ich jetzt als Schwerverbrecher ins Krankenhaus.
Gottseidank sind wir Gewohnheitstiere. Wir passen uns mit der Zeit an.
Wichtig ist einfach, dass man sich sehr stark mit sich selbst auseinandersetzt und neben dem offiziellen Reha-Programm versucht, sich weiter fit zu halten.
Ich bin überzeugt davon, dass ein „in Schwung gebrachter Kreislauf“ immer positive Effekte auf den Körper hat.
Durch Bewegung und Herzschlag werden Reparaturprozesse eher angestoßen, als wenn man einfach nur faul auf der Haut liegt.
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Gopferdelli, man muss einfach am Ball bleiben und Gas geben – egal, wie wenig Lust man heute hat.**
Meine Physiotherapeutinnen sind zufrieden mit meinen Kraft- und Muskelwerten.
Aktuell befinde ich mich am Samstag der Woche 11 und darf ab Montag wieder in den normalen Schuh (circa eine Woche vor dem Plan).
Ein weiterer Faktor, der mir in der Reha-Phase stark geholfen hat, ist der sogenannte sekundäre Krankheitsgewinn, den ich mir ein bisschen zurechtgebogen habe und daraus meine eigene Variante gemacht habe.
Was ist der sekundäre Krankheitsgewinn (Frage an ChatGPT)?
Der sekundäre Krankheitsgewinn beschreibt unbewusste äußere Vorteile durch eine Erkrankung – etwa aufmerksamkeitsstarke Zuwendung, Mitgefühl, Entlastung von Pflichten oder Hilfeleistungen. Wenn diese Konsequenzen als angenehm empfunden werden, kann der Betroffene das Kranksein unbewusst verlängern, was Therapie und Genesung erschwert.
Meine Auslegung:
Zum Zeitpunkt meiner tieferen emotionalen Phase habe ich für mich beschlossen, das Beste daraus zu machen.
Ab dem Zeitpunkt, an dem ich wieder ein paar Stunden am Computer sitzen konnte, ohne dass die Schwellung mir einen Strich durch die Rechnung machte, habe ich die Zeit genutzt und diesen Blog aufgebaut.
So konnte ich meine Fähigkeiten im Aufbau von Webseiten und Blogs deutlich erweitern, konnte meine Gedanken von der Seele schreiben und hatte ganz viel Zeit, zu recherchieren, was mit meinem Körper passiert ist und was dieser Scheissriss für einen Einfluss auf mein Leben hat – und haben wird.
So habe ich es – gottseidank – geschafft, aus dieser Misere ein paar positive Faktoren zu ziehen, sodass ich heute sagen kann:
Eigentlich war es eine geile Erfahrung.
Selbstverständlich würde ich nicht tauschen wollen – aber ich kann für mich sagen, dass mir diese Eigenmanipulation sehr gut weitergeholfen hat.
Dieser Fakt hat sogar dazu geführt, dass eine meiner Physiotherapeutinnen sich gewundert hat, wieso ich manche Fachbegriffe (Stichwort: cross education) bereits in Woche 3 kannte.
Man taucht ab in eine Welt der Physiotherapeuten und Mediziner. Mich persönlich hat diese Welt der Achillessehnenruptur
a) mega begeistert und
b) parallel dazu viele Ängste und Sorgen genommen,
weil ich genau wusste, was die nächsten Schritte waren –
und warum Schritt a → b → c genau so durchgeführt wurden, wie sie es letztendlich wurden.
Wenn du willst, kann ich dir beim nächsten Post auch helfen, den Stil noch einheitlicher und flüssiger zu machen – ganz ohne den emotionalen Kern zu verlieren.